Schon sehr früh in meinem Leben habe ich Ungleichheiten und Rassismus bemerkt, und seitdem habe ich stets hinterfragt was die Ursachen solcher Umstände sind.
Doch immer wenn ich es angesprochen oder hinterfragt habe hat mir die weiße Gesellschaft das Gefühl gegeben dass ich diejenige bin die entweder falsch liegt, völlig übertreibt oder die aggressiv ist.
Was Schwarze Menschen über Rassismus denken, welche Auswirkung rassistische Gewalt auf sie hat und wie die Betroffenen dieser Gewalt sie verarbeiten scheint absolut irrelevant zu sein.
Dieses Gefühl dass das was du sagst und das was du bist aufgrund deiner Hautfarbe nicht relevant genug ist um sozialkritische Themen anzusprechen habe ich sehr früh gelernt.
Deswegen habe ich mich entschieden diesen Kreislauf des Schweigens zu durchbrechen.
Als Sprechen keine Option war, wurde das Texte schreiben zu meine Rettung
Durch das Schreiben habe ich die Möglichkeit bekommen meiner Stimme Gehör zu verschaffen.
Der Prozess war sehr langwierig und teilweise auch schmerzhaft. Über rassistische Erfahrungen und Strukturen zu reflektieren und dabei die eigene Geschichte wiederzuerkennen öffnet alten Wunden, die lange verheilt schienen.
Es ist eine Mischung aus Schmerz und Erleichterung – es schmerzt weil dir klar wird dass du nicht viel ändern kannst, und das alles was du sagst und zu glauben weisst nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Dennoch hat es mir geholfen mich und meine Umwelt besser zu verstehen.
Es war während dieser Zeit dass ich endlich begriffen habe dass mein Wissen über und meine Erfahrung hinsichtlich Rassismus richtig und wichtig ist, obwohl meine weiße Umwelt alles tut um meine Erfahrung zu delegitimieren.
Während dieses Prozesses der Selbstfindung und des Lernens habe ich andere Menschen kennengelernt, die dieselben Ansichten wie ich teilen und genauso eine gesellschaftliche Veränderung anstreben. Soziale Medien haben marginalisierten Menschen die Möglichkeit gegeben ihre Erfahrung zu teilen, eine Community zu bilden und Informationen auszutauschen. Unsere Worte sind Waffen gegen Jahrzehnte ungleicher Machtverhältnissen und gegen White Supremacy.
Deswegen hab ich mich dazu entschieden meinen Schmerz, mein Wissen und meine Erfahrung zu meiner Motivation für meinen Kampf gegen Rassismus zu machen.
Der Schmerz den ich in mir trage, die Schmerzen zu sehen wie Meinesgleichen Tag für Tag sterben und mitzubekommen dass die Welt tatenlos zusieht ist der Antrieb für meine Texte, damit wir eines Tages Gleichberechtigung zwischen Weißen und Schwarzen erlangen.
Deswegen bin ich hier, damit meiner Stimme und den Stimme von allen denen sonst nicht zugehört wird auf diesem Weg Gehör verschafft wird.
Ich rede auch wenn Du nicht zuhören willst
Als ich anfing zu schreiben war meine Stimme leise und angepasst, ich wollte gehört werden und wollte vor allem dass weiße Menschen meine Worte verstehen.
Dann habe ich relativ schnell bemerkt dass meine Worte auf taube Ohren stoßen. Aber warum? Es ist ein Thema das jede_n interessieren sollte! Leider sieht die Realität anders aus.
Über Rassismus zu sprechen ist in Deutschland eine sehr schwierige Aufgabe. In dieser Gesellschaft dominiert der Gedanke dass Rassismus nicht existiert, oder falls doch existent dann nicht so schwerwiegend wie in anderen Länder.
Die Medien reden über „Fremdenfeindlichkeit”, Rechtsextremisten werden als „Andersdenkende” verharmlost und Nazi-Gedankengut wird als Meinungsfreiheit verkauft.
Es ist fast unmöglich über diese Problematik zu sprechen und die Ursachen zu bekämpfen wenn alles dafür getan wird Rassismus zu ignorieren oder zu verharmlosen.
Rassismus ist keine Problematik der Vergangenheit wie vielen denken, genauso wie der rechte Terror keine Reihe von Einzelfällen darstellt.
Weiße Menschen müssen sich nicht mit Themen wie Rassismus oder Privilegien auseinandersetzen. Wenn sie sich dann doch mit der Thematik auseinandersetzen gehen sie automatische in eine Abwehrhaltung – sie reagieren mit Relativierung, Emotionalität, Aggressivität oder sie enthalten sich dem Gespräch. Obwohl wir über eine systematisch unterdrückende gesellschaftliche Machtstruktur reden und nicht über die Einzelperson, können die meisten weiße Menschen diese Kritik nicht differenzieren.
Sie lernen dass sie BIPOC und marginalisierten Menschen nicht zuhören müssen, sowie dass unsere Leben verhandelbar ist. Es wird darüber diskutiert und verhandelt ob Menschen im Mittelmeer gerettet werden sollen oder ob das N* Wort rassistisch ist oder nicht.
Unsere Menschenrechte sollten nicht wie auf einem Bazar diskutiert werden. Es ist moralisch verwerflich darüber zu debattieren ob Menschen mit denen ich die Hautfarbe teile das Recht haben zu existieren, oder ob sie Gleichberechtigung verdient haben.
Und bei dieser Diskussion – die immer nur unter Weißen stattfindet – vergessen sie das Essenzielle…
Wir reden hier über das Leben von Menschen, und während Weiße ohne uns diskutieren sterben wir Schwarze.
Wir sterben in den Ghettos, durch Polizeigewalt, wir verhungern. Wir sterben im Mittelmeer, wir leben in Armut, Kinder werden in Favelas von Polizisten im Schuluniform erschossen, weltweit fließt auf den Straßen unser Blut, das Blut von Schwarzen Menschen.
Wir wollen nicht mehr dass Diskussionen ohne uns stattfindet, wir wollen gehört werden, unsere Geschichten müssen gehört werde.
Wir müssen reden um in dieser weißen Welt zu überleben. Unsere Rechte und unsere Leben sollen nicht mehr auf dem Verhandlungstisch stehen, Schwarze Körper sollten nicht mehr als Ware in dieser kapitalischtschen Welt dienen die ausgeschlachtet und danach weggeworfen wird.
Ihr müsst uns zuhören: Wir Schwarzen wollen ein gleichberechtigtes Leben.
Wir haben das Recht auf Bildung, wir wollen nicht noch mehr segregiert werden, wir haben das Recht auf ein gewaltfreies Leben ohne Rassismus und wir haben genauso wie Weiße das Recht zu existieren.
Ohne Gleichheit gibt es für niemanden Frieden.